Annette von Droste-Hülshoff

Annette von Droste-Hülshoff – Am zweiten Sonntage nach Ostern

Evang.: Vom guten Hirten

Ein guter Hirt lässt seine Schafe nimmer!
O wehe, Hirt! den ein verkümmert Lamm
Einst klagend nennen wird mit Angstgewimmer,
Ein blutend wundes, eins voll Wust und Schlamm.
Was willst du sagen? Schweig!
Dein Wort ist tot, der Stirne Zeichen Kains gleich.

Suche guten Hirten
Schaf sucht guten Hirten

Weh‘ Fürsten euch! die ihr des Volkes Seelen
Gen Vorteil wägt und irdisches Gedeihn.
Weh‘, Eltern! denen Kindes glänzend Fehlen
Weit lieber ist, als Einfalt sonder Schein.
Ihr warbt euch … Weiterlesen “Annette von Droste-Hülshoff – Am zweiten Sonntage nach Ostern”

Annette von Droste-Hülshoff – Am Palmsonntag

Der Morgentau will steigen;
Sind denn die Palmen grün?
Auf, laßt mit hellen Zweigen
Uns ihm entgegen ziehn!
Er will in unser Haus,
In unsre Kammern kommen;
Schon ziehen rings die Frommen
Mit Lobgesang heraus.

Blumenmeer

Ich kann nicht mit euch gehen,
Mir ist der Odem schwer;
Die Kreuzesfahnen wehen,
Ich folge nimmermehr.
Wie wird so klar die Luft?
O Jesu, süße Helle,
Du kömmst in meine Zelle,
In meine Modergruft!

Was soll ich dir bereiten,
Du wunderlieber Gast?
Ich möchte … Weiterlesen “Annette von Droste-Hülshoff – Am Palmsonntag”

Annette von Droste-Hülshoff – Am fünften Sonntag in der Fasten

Am Passionssonntag. Evangelium: Die Juden wollen Jesum steinigen

Die Propheten sind begraben,
Abraham ist tot!
Millionen Greis‘ und Knaben
Und der Mägdlein rot,
Viele, die mir Liebe gaben,
Denen ich sie bot:
Alle, alle sind begraben,
Alle sind sie tot!

Steine

Herr, du hast es mir verkündet,
Und dein Wort steht fest,
Daß nur der das Leben findet,
Der das Leben läßt.
Ach, in meiner Seele windet
Es sich dumpf gepreßt;
Doch du hast es mir verkündet,
Und dein Wort steht … Weiterlesen “Annette von Droste-Hülshoff – Am fünften Sonntag in der Fasten”

Katholisch durch und durch

Eine feine Dame mit herausragendem Intellekt, doch von kränklicher Gebrechlichkeit, seit ihrer Geburt am 10. Januar 1797 (andere Quellen nennen den 12. 1. 1797) in Havixbeck. Ein großer Geist, durchaus bereist, diente sie immer, wenn es gefordert war, den kranken Verwandten.

Zu den größten Dichterinnen dieses Lands gehörte sie, doch immer wenn die Pflicht sie dazu anhielt, war sie für ihre Familie da. Pflegte die Kranken, bis sie selbst zum Pflegefall wurde und am 24. Mai 1848 verstarb.

Heute vor 226 Jahren ist Annette von Droste-Hülshoff auf Burg Hülshoff bei Münster als Anna Elisabeth Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff geboren worden.

Sie war Schriftstellerin und Komponistin. Sie gilt als eine der bedeutendsten katholischen Dichterinnen. Ich zitiere sie gerne.

Wald und Waldweg
Schon wieder muss der Wald für eine Metapher herhalten.
Der Wald hat mein ganzes Mitleid.

Die beschränkte Frau

Ein Krämer hatte eine Frau,
Die war ihm schier zu sanft und milde,
Ihr Haar zu licht, ihr Aug‘ zu blau,
Zu gleich ihr Blick dem Mondenschilde;
Wenn er sie sah so still und sacht
Im Hause gleiten wie ein Schemen,
Dann faßt‘ es ihn wie böse Macht,
Er mußte sich zusammen nehmen.

Vor allem macht ihm Überdruß
Ein Wort, das sie an alles knüpfte,
Das freilich in der Rede Fluß
Gedankenlos dem Mund entschlüpfte:
»In Gottes Namen«, sprach sie dann,
Wenn schwere Prüfungsstunden kamen,
Und wenn zu Weine ging ihr Mann,
Dann sprach sie auch: »In Gottes Namen.«

Das schien ihm lächerlich und dumm,
Mitunter frevelhaft vermessen;
Oft schalt er, und sie weinte drum
Und hat es immer doch vergessen.
Gewöhnung war es früher Zeit
Und klösterlich verlebter Jugend;
So war es keine Sündlichkeit
Und war auch eben keine Tugend. …

Annette von Droste-Hülshoff – Am Feste der heiligen drei Könige

Durch die Nacht drei Wandrer zieh‘n,
Um die Stirnen Purpurbinden,
Tiefgebräunt von heißen Winden
Und der langen Reise Müh‘n.
Durch der Palmen säuselnd Grün
Folgt der Diener Schar von weiten;
Von der Dromedare Seiten
Goldene Kleinode glüh‘n,
Wie sie klirrend vorwärts schreiten,
Süße Wohlgerüche flieh‘n.

Licht in dunkler Nacht
Licht in dunkler Nacht

Finsternis hüllt schwarz und dicht
Was die Gegend mag enthalten;
Riesig drohen die Gestalten:
Wandrer, fürchtet ihr euch nicht?
Doch ob tausend Schleier flicht
Los‘ und leicht die Wolkenaue:
Siegreich durch … Weiterlesen “Annette von Droste-Hülshoff – Am Feste der heiligen drei Könige”

Annette von Droste-Hülshoff – Am Neujahrstage

Das Auge sinkt, die Sinne wollen scheiden:
„Fahr wohl, du altes Jahr, mit Freud und Leiden!
Der Himmel schenkt ein neues, wenn er will.“
So neigt der Mensch sein Haupt an Gottes Güte,
Die alte fällt, es keimt die neue Blüte
Aus Eis und Schnee, die Pflanze Gottes, still.

Rose
Das Jahr wird sich entfalten wie diese Rosenknospe

Die Nacht entflieht, der Schlaf den Augenlidern:
„Willkommen junger Tag mit deinen Brüdern!
Wo bist du denn, du liebes neues Jahr?“
Da steht … Weiterlesen “Annette von Droste-Hülshoff – Am Neujahrstage”

Annette von Droste-Hülshoff – Am zweiten Weihnachtstage

Stephanus

Jerusalem, Jerusalem!
Wie oft erschollen ist sein Ruf;
Du spieltest sorglos unter dem
Verderben, unter Rosses Huf
Und Rades Wucht. Schau, darum ist
Verödet deine Stätte worden,
Und du ein irres Küchlein bist,
Sich duckend unter Geierhorden.

Schau, darum ist Verödet deine Stätte worden
Schau, darum ist Verödet deine Stätte worden

Vorüber ist die heil’ge Zeit,
Wo deine Sinne ihn erkannt;
Noch seiner Wunder Herrlichkeit
Zieht nur als Sage durch das Land.
Der Weise wiegt sein schweres Haupt,
Der Tor will dessen sich entschlagen,
Und nur … Weiterlesen “Annette von Droste-Hülshoff – Am zweiten Weihnachtstage”

Annette von Droste-Hülshoff – Am Weihnachtstage

Durch alle Straßen wälzt sich das Getümmel,
Maultier, Kamele, Treiber: welch Gebimmel!
Als wolle wieder in die Steppe ziehn
Der Same Jakobs, und Judäas Himmel
Ein Saphirscheinen über dem Gewimmel
Läßt blendend seine Funkenströme sprühn.

Eine neue Zeit beginnt
Eine neue Zeit beginnt

Verschleiert‘ Frauen durch die Gassen schreiten,
Mühselig vom beladnen Tiere gleiten
Bejahrte Mütterchen; allüberall
Geschrei und Treiben, wie vor Jehus Wagen.
Läßt wieder Jezabel ihr Antlitz ragen
Aus jener Säulen luftigem Portal?

’s ist Rom, die üpp’ge Priesterin der Götzen,
Die … Weiterlesen “Annette von Droste-Hülshoff – Am Weihnachtstage”

Annette von Droste-Hülshoff – Am vierten Sonntage im Advent

Evang.: Vom Zeugnisse Johannis

Fragst du mich, wer ich bin? Ich berg‘ es nicht:
Ein Wesen bin ich sonder Farb‘ und Licht.
Schau mich nicht an; dann wendet sich dein Sinn;
Doch höre, höre, höre! denn ich bin
Des Rufers in der Wüste Stimme.

Am vierten Sonntage im Advent
Am vierten Sonntage im Advent

In Nächten voller Pein kam mir das Wort
Von ihm, der Balsam sät an Sumpfes Bord,
Im Skorpion der Heilung Öl gelegt,
Dem auch der wilde Dorn die Rose trägt,
Der … Weiterlesen “Annette von Droste-Hülshoff – Am vierten Sonntage im Advent”

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