Dezember 2022

Der Weihnachtsmann auf dem Löwensenf

Seit Jahren bekommt meine Freiburgsekretärin aus irgendwelchen dubiosen Quellen einen Adventskalender. Früher waren diese durchaus einigermaßen liebevoll gemacht, die letzten Jahre aber herrschte Eintönigkeit vor. Einzig der Inhalt, Lindt Schokolade, war geschmacklich treffsicher.

Weihnachtsmann
Der Weihnachtsmann auf dem Löwensenf

Dieses Jahr zeigte sich, das Lindt auch nicht mehr das ist, was es einmal war. Jener Weihnachtsmann, Machwerk einer dunklen Fantasie, steckte ausgerechnet in der Kiste zum sechsten Dezember. Ist der Weihnachtsmann per se eine Verhohnepiepelung des Heiligen Nikolaus, so ist der schwarze Wicht eine Veräppelung des Weihnachtsmanns. Umgehend flog er am 6. Dezember auf den großen Sammelteller für Weihnachtssüßigkeiten und gammelte dort vor sich hin. Niemand wollte ihn, niemand beachtete ihn.

So hätte es bleiben können bis Ultimo, dann wäre er irgendwann einmal in der Biomülltonne entsorgt worden. Natürlich mit Alu drumherum.

Gestern Abend, meine Sekretärinnen deckten gerade den Abendbrottisch, geschah das Unfassbare. Unbemerkt von allen hatte der schwarze Weihnachtsmann den Abendbrottisch erklommen und, um sich mehr Größe zu verschaffen, auch noch das Senfglas erklettert.

Er fordere ab sofort mehr Beachtung, ließ er uns mit lauter Fistelstimme hören, ansonsten geschehe schreckliches. Meine Annisekretärin kam mir zuvor und wollte wissen, welche Art von Unheil uns widerfahren solle.

Die Antwort kam prompt. Er, der kleine schwarze Mann, wolle sich unverzüglich in den Senf stürzen (falls ihm jemand höflicherweise das Glas öffne) und damit den ganzen Senf ungenießbar machen. Wir würden dann schon sehen, was wir davon hätten, nämlich Streptokokken, Pneumokokken und Salmonellen.

Das gefiel mir, das kleine verhunzte Weihnachtsmännlein schien doch ein netter Kotzbrocken zu sein. Meine Annisekretärin war ähnlich erfreut wie ich und holte Luft, um die nächste Frage zu stellen, doch da langte aus dem Hintergrund schon meine Freiburgsekretärin zu und sagte mit einem Schluchzen in ihrer Stimme, „armer schwarzer Weihnachtsmann, du sollst nicht länger leiden“!

Flughafen öffnet

Der Kleinflughafen Calw-Nordwest hat wegen des anhaltend frühlingshaften Wetters (bis 20°C, da hyperventilieren die Klimakacker) die Saison vorgezogen.

Sensationell: Der Start in den richtigen Frühling beginnt heute
Sensationell: Der Start in den richtigen Frühling beginnt heute

Ab sofort wird der Linienverkehr wieder aufgenommen.

Passagiere werden gebeten rechtzeitig zu buchen.

Na ja. Vielleicht ist diese Meldung ein wenig zu enthusiastisch. aber vorhin schien für fünf Minuten die Sonne.

Klasse Sylvesterballerei

Jedes Jahr die selbe Eiße. Kaum iss Weihnachten vorbei, da muss’se dich schon auf’fe Sylvesterballerei vorbereiten tun. Mach‘ ich ja gern, ehrlich. Theo tut sich gern die Fingers verbrennen, nur damit Anni un‘ Jenny un‘ Julchen richtich schön staunen können, wenn die Böller in’ne Luft fliegen.

Ich hab' die ultmative Ballerei für Sylvester entwickelt
Ich hab‘ die ultmative Ballerei für Sylvester entwickelt

Iss aber echt Eiße, dass die blöden Zündschnüre von‘ ne Böllers nich‘ richtich funktionieren und ich den ganzen Dreck un‘ die Funkens in’ne Fresse kriech. Außerdem … Weiterlesen “Klasse Sylvesterballerei”

Mit Liebe schenken

Weihnachten iss ja das Fest der Freude. Da tut man dem einen oder anderen was schenken um zu zeigen: „Guck mal, du Knalltüte, du bedeutest mich doch was“.

Mein Weihnachtsgeschenk
Mein Weihnachtsgeschenk für Anni. Bin ich richtig stolz drauf

Das ganze Jahr über hat Anni mich schikaniert. „Theo, wo bist du schon wieder gewesen?“,„Theo, warum hast du den Termin platzen lassen?“, „Theo, biss du bescheuert?“. Un‘ so weiter un‘ so weiter.

Das geht ziemlich auf’fe Nerven. Aber dann hab’ ich gedacht, Theo, Weiterlesen “Mit Liebe schenken”

Annette von Droste-Hülshoff – Am zweiten Weihnachtstage

Stephanus

Jerusalem, Jerusalem!
Wie oft erschollen ist sein Ruf;
Du spieltest sorglos unter dem
Verderben, unter Rosses Huf
Und Rades Wucht. Schau, darum ist
Verödet deine Stätte worden,
Und du ein irres Küchlein bist,
Sich duckend unter Geierhorden.

Schau, darum ist Verödet deine Stätte worden
Schau, darum ist Verödet deine Stätte worden

Vorüber ist die heil’ge Zeit,
Wo deine Sinne ihn erkannt;
Noch seiner Wunder Herrlichkeit
Zieht nur als Sage durch das Land.
Der Weise wiegt sein schweres Haupt,
Der Tor will dessen sich entschlagen,
Und nur … Weiterlesen “Annette von Droste-Hülshoff – Am zweiten Weihnachtstage”

Annette von Droste-Hülshoff – Am Weihnachtstage

Durch alle Straßen wälzt sich das Getümmel,
Maultier, Kamele, Treiber: welch Gebimmel!
Als wolle wieder in die Steppe ziehn
Der Same Jakobs, und Judäas Himmel
Ein Saphirscheinen über dem Gewimmel
Läßt blendend seine Funkenströme sprühn.

Eine neue Zeit beginnt
Eine neue Zeit beginnt

Verschleiert‘ Frauen durch die Gassen schreiten,
Mühselig vom beladnen Tiere gleiten
Bejahrte Mütterchen; allüberall
Geschrei und Treiben, wie vor Jehus Wagen.
Läßt wieder Jezabel ihr Antlitz ragen
Aus jener Säulen luftigem Portal?

’s ist Rom, die üpp’ge Priesterin der Götzen,
Die … Weiterlesen “Annette von Droste-Hülshoff – Am Weihnachtstage”

Die Weihnachtsgeschichte

Es geschah aber in den selben Tagen, daß von Kaiser Augustus ein Befehl ausging, daß der ganze Erdkreis aufgeschrieben werde. Diese Aufschreibung war die erste, und geschah durch Cyrino, den Statthalter von Syrien.

Gesegnete Weihnachten
Wir wünschen allen Lesern ein gesegnetes Weihnachtsfest

Und alle gingen hin, sich aufschreiben zu lassen, ein jeder in seine Stadt.

Da zog auch Joseph von Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, welche Bethlehem heißt, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, um sich aufschreiben zu lassen mit Maria, seinem verlobtem Weibe, welche schwanger war.

Es begab sich aber, als sie daselbst waren, erfüllten sich die Tage, daß sie gebären sollte.

Und sie gebar ihren erstgeborenen Sohn, und wickelte ihn in Windeln, und legte ihn in eine Krippe, weil für sie kein Platz war in der Herberge.

Und es waren Hirten in der selben Gegend, die hüteten und in der Nacht wache hielten bei ihrer Herde. Und siehe, ein Engel des Herrn stand vor ihnen, und die Herrlichkeit Gottes umleuchtete sie, und sie fürchteten sich sehr.

Der Engel aber sprach zu ihnen: „Fürchtet Euch nicht! Denn sehet, ich verkündige Euch große Freude, die allem Volke zuteil werden wird; daß Euch heute der Heiland geboren worden, in der Stadt Davids, welcher Christus, der Herr, ist. Und dies soll Euch zum Zeichen sein: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln eingewickelt und in einer Krippe liegend.“

Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge der himmlischen Heerscharen, welche Gott lobten, und sprachen: „Ehre Gott in der Höhe, und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind!“

Und es geschah, als die Engel von ihnen hinweg gegangen waren in den Himmel, sprachen die Hirten zueinander: „Lasset uns hingehen bis Bethlehem, und das Wort sehen, das geschehen ist, und das uns der Herr kund getan hat.“

Und sie kamen eilend, und fanden Maria und Joseph, und das Kind, welches in der Krippe lag.

Da sie es aber sahen, machten sie bekannt, was zu ihnen von diesem Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, wunderten sich, und über die Dinge, welche von den Hirten ihnen erzählt worden.

Maria aber bewahrte alle diese Worte, und überlegte sie in ihrem Herzen.

Und die Hirten kehrten zurück, in dem sie Gott priesen und lobten um alles dessen willen, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es zu ihnen gesagt worden war.

Lukas 2, 1 – 20

Aus: Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes mit dem Urtext der Vulgata übersetzt und mit erklärenden Anmerkungen versehen von Augustin Arndt S. J. ,1914. (Allioli Bibel)

Allen unseren Freunden und Lesern wünschen wir ein gesegnetes und gnadenreiches Weihnachtsfest!

Anni Freiburgbärin von Huflattich und Freunde

Heiligabendkartoffelsalat

Weihnachtlich wird es langsam aber sicherDie Würfel sind gefallen. Wir, also ich, haben entschieden: Heute gibt es Kartoffelsalat, denn zu einem erlesenen Weihnachtsschmaus gehört Kartoffelsalat. Das ist Tradition.

Aber kaum einer erinnert sich mehr daran, wie es zu diesem Brauchtum kam.

Aus diesem Grund habe ich gewissenhaft recherchiert und kann nun stolz die Geschichte der Erfindung des Heiligabendkartoffelsalats präsentieren.

Weil ich den Heiligabendkartoffelsalat erfunden habe.

Der Heiligabendkartoffelsalat

Anni Freiburgbärin von HuflattichVor langer, langer Zeit, als grade eben die Kartoffel in Deutschland heimisch ward, und schon ganz viele Menschen nach Genuss der Kartoffelfrüchte gestorben waren – lebte eine Bärin namens Anni mit ihrer Familie im tiefen Wald. Es war ein bitterkalter Winter, so kalt, dass die Kälte sogar die Winterruhe der Bären (mit Ausnahme des Dicken, Annis aller, aller bester Freund) verhinderte.

Stille Nacht, eisige NachtAnni lag in ihrem Bett und versuchte zu schlafen, aber es gelang ihr nicht. „Mist!“, fuhr es ihr plötzlich durch den Kopf, „was ist, wenn der Dicke jetzt wach wird und Hunger hat? Was ist, wenn ich grade jetzt feststellen muss, dass ich auch Hunger habe?“

Keine nullkommafünf Sekunden später schnürte Anni durch den tief verschneiten Wald, auf der Suche nach etwas Essbarem.

Anni im SchneeNach Stunden vergeblicher Suche sah Anni plötzlich ein fernes Licht leuchten. „Guck an“, dachte Anni, „Menschen! Da habe ich ausgesorgt“. Doch dann fiel Anni ein, dass sie Vegetarierin war, und Menschen gar nicht auf ihrem Speiseplan vorkamen. Aber, dachte Anni frohen Mutes, „wo Menschen sind, da ist bestimmt auch etwas Essbares zu finden.

So ist Anni deutlicher zu erkennen!Also schlich Anni sich ganz vorsichtig an und spähte durch das Fenster des Hauses. Drinnen war ein armselig möblierter Raum, ein wackliger Tisch und ein leerer Teller darauf, zu sehen.

„Die sind ja noch ärmer dran als ich“, dachte Anni, „aber vielleicht finde ich etwas genießbares, wenn ich mich hier umschaue“, und so war es auch.

So etwa sah der Misthaufen im Sommer aus!In einer wind- und schneegeschützten Ecke fand Anni einen Misthaufen und am Rand des Misthaufens ein Plakat mit Totenkopf und den von zittriger Hand verfassten Worten: „forsischt givt“. Daran erkannte Anni sofort, dass die Rechtschreibung noch nicht erfunden war.

Dann aber entfuhr es ihr: „Potzblitz, das sind ja Kartoffeln, die nehme ich mit und mache uns daraus ein leckeres Kartoffelgericht!“ Natürlich wusste Anni instinktiv, dass sie von den Kartoffeln nur die Knollen, nicht aber die Früchte essen durfte.

Grade als Anni die Kartoffeln schulterte und sich auf den Heimweg machen wollte, hob im Stall neben dem Misthaufen ein ungeheures Gezeter an. Neugierig blickte Anni in den Stall und sah eine junge Ente, die ein riesiges Ei ausbrütete.

Das Ei-Henne Problem. Anni entschied sich für das Ei als Zutat„Was schreist du so grässlich?“ fragte Anni die Ente, die sich bei näherem hinschauen als ziemlich jung, fast noch ein Kücken, erwies.

„Was soll ich nicht schreien, kreischen und zetern“, schrie das Kücken, „ich bin zu Höherem berufen, als taube Eier auszubrüten … ich möchte Karriere machen … als Schauspielerin!“

„Das kann ich gut verstehen“, antwortete Anni, „aber dein Problem verstehe ich nicht. Warum gehst du nicht zu einer Schauspielschule und lernst die Schauspielerei? Um das Ei werde ich mich kümmern … und die Gurke, die Zwiebel und die Flasche Maiskeimöl nehme ich ebenfalls mit.“

„Das würdest du für mich machen?“ fragte das Kücken entzückt, „dann mache ich, dass ich wegkomme und mit meiner Schauspielausbildung beginne. Das ist herrlich, heute ist ein ganz besonderer Tag“. Nach einer Kunstpause sagte das Kücken dann: „Ach ja, das ist kein Maiskeimöl, das ist biodynamisches Sonnenblumenöl“, und hast du nicht gesehen, war das Kücken verschwunden.

Das kann, muss man aber nicht als Zutat verwenden
Das kann, muss man aber nicht als Zutat verwenden

Noch auf dem Rückweg zu ihrer Bärenhöhle entwickelte Anni aus den Zutaten, Kartoffeln, Ei, Zwiebel, Sonnenblumenöl und Gurke ein schmackhaftes Menü. Und das ging so:

Die Kartoffeln kochen, dann pellen und in mundgerechte Stücke schneiden.

Die Zwiebel schneiden und in kleine Stücke hacken.

Die Gurke waschen oder wahlweise schälen und in kleine Stücke schneiden.

Alle Zutaten in einen Topf, dann das Ei aufschlagen und trennen. Das Eigelb kräftig schlagen und tröpfchenweise Öl und Essig zugeben. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und dann die so entstandene Mayonnaise über die Kartoffeln gießen.

Voila: Ein lecker Kartoffelsalat!

Die Kartoffelsalatzubereitung fand unter erschwerten Bedingungen statt
Die Kartoffelsalatzubereitung fand unter erschwerten Bedingungen statt

Genauso wie Anni das köstliche Essen ausgedacht hatte, geschah es dann auch. In ihrer Bärenhöhle bereitete sie einen wunderbaren Kartoffelsalat. Zwar fluchte Anni ab und zu leise vor sich hin, weil die Menschen noch keine Elektrizität und keine elektrischen Küchengeräte erfunden hatten, aber als dann der herrlich duftende Kartoffelsalat fertig war, da war auch alle Mühsal vergessen.

Der Duft des Kartoffelsalates weckte sogar den Dicken und gemeinsam aßen sie, bis sie pappsatt waren.

Schließlich sagte Anni zum Dicken: „Heute muss ein besonderer Tag sein, irgendetwas ist anders als sonst … schöner … fröhlicher“.

„Das ist kein Wunder“, antwortete der Dicke, „ich bin ja aufgewacht!“.

„Das gehört dazu … und auch das Kücken, dem ich helfen konnte“, sagte Anni, „aber das meine ich nicht. Etwas liegt heute in der Luft, etwas ist anders … hoffnungsfroh.“

Nach einer langen, schweigsamen Pause sagte Anni zum Dicken: „Es ist noch soviel Kartoffelsalat übrig geblieben. Den werde ich jetzt nehmen und dem armen Bauern bringen. Der freut sich bestimmt, wenn er etwas schönes zu Essen bekommt“.

Und so geschah in jener ereignisreichen Nacht, das Anni den Kartoffelsalat und Weihnachtsanni erfand.

Es war der 24. Dezember 1631, bitterkalt und mitten im dreißigjährigen Krieg.

Der Pfau ist schlau

Auch ein dummer Pfau weiß genau seine Zukunft einzuschätzen. Auf diesem Bild führt die offene, einladende Tür direkt ins Verderben.

Pfau
Trau, schau, wem

„Ich müsste völlig bescheuert sein“, denkt der Pfau, „an Heiligabend in die Hölle der Gänse zu schreiten. Lieber renne ich mir den Kopf an der Holzwand daneben ein!“

Pfau
Bloß weg hier, ab durch die Wand

Hier kann man nach Pfauenrezepten gucken.

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