Fuchs und Gans

Fuchs und Gans

Meine Freiburgsekretärin hat die ganz Zeit im Rosensteinpark auf der Lauer gelegen, um endlich einmal einen Fuchs zu fotografieren.

Füchse sind seltsamer Weise im Rosensteinpark Mangelware. Gänse, Störche, Enten gibt es viele, sogar Hasen, aber Füchse wachsen dort nicht.

Fuchs und Gans
Fuchs und Gans ganz intim

Also habe ich meinen Freund Schwarzschnauzerle gefragt, ob er sich bereit erklärt, für ein gutes Bild „Fuchs und Gans“ ins Wasser zu gehen. „Klar“, hat er sofort gesagt, „was ist mein Lohn“.

„Schnapp’ Dir eine Gans und gut ist“, habe ich geantwortet. Und so haben wir es gemacht. Hier also das Gedicht, dessentwegen wir so einen Aufstand machen mussten:

Es war die erste Maiennacht.
Kein Mensch im Dorf hat mehr gewacht.
Da hielten, wie es stets der Fall,
Die Tiere ihren Frühlingsball.

Die Gans, die gute Adelheid,
Fehlt nie bei solcher Festlichkeit,
Obgleich man sie nach altem Brauch
Zu necken pflegt. So heute auch.

Frau Schnabel, nannte sie der Kater,
Frau Plattfuß, rief der Ziegenvater;
Doch sie, zwar lächelnd aber kühl,
Hüllt sich in sanftes Selbstgefühl.

So saß sie denn in ödem Schweigen
Allein für sich bei Spiel und Reigen,
Bei Freudenlärm und Jubeljux.

Sieh da, zum Schluss hat auch der Fuchs
Sich ungeladen eingedrängelt.
Schlau hat er sich herangeschlängelt.

Ihr Diener, säuselt er galant,
Wie geht’s der Schönsten in Brabant?
Ich küss‘ der gnäd’gen Frau den Fittich.
Ist noch ein Tänzchen frei, so bitt ich.

Sie nickt verschämt: O Herr Baron!
Indem, so walzen sie auch schon.
Wie trippeln die Füße, wie wippeln die Schwänze
Im lustigen Kehraus, dem letzten der Tänze.
Da tönt es vier mit lautem Schlag.
Das Fest ist aus. Es naht der Tag.

Bald drauf im frühsten Morgenschimmer
Ging Mutter Urschel aus, wie immer
Mit Korb und Sichel, um verstohlen
Sich etwas fremden Klee zu holen.

An einer Hecke bleibt sie stehn:
Herrje, was ist denn hier geschehn?
Die Füchse, sag ich, soll man rädern.
Das sind wahrhaftig Gänsefedern.

Ein frisches Ei liegt dicht daneben.
Ich bin so frei es aufzuheben.
Ach, armes Tier, sprach sie bewegt,
Dies Ei hast du vor Angst gelegt.

Wilhelm Busch (1832-1908)

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