Als Kind habe ich in der Messe gekniet. Besonders lang war die Zeit zwischen Sanctus und Pater noster. Es gehörte dazu und ich wäre nie auf die Idee gekommen mich hinzusetzten. Dann kam das Jahr, in dem alles anders wurde. Das Sanctus hieß auf einmal „Heilig, heilig, heilig“ oder „Heilig bist du“
und das Pater noster hieß „Vater unser“. Einen anderen deutschen Text musste ich auch lernen. Ab diesem Zeitpunkt war das Knien auf ein Minimum beschränkt. Dann die Kirchenbesuche.
Jahrzehnte später die Erkenntnis: Die Messe, die für mich die einzig wahre Messe ist, war nicht verboten. Im Gegenteil. Benedikt XVI. hat 2007 nur bestätigt, dass die tridentinische Messe nie verboten war. Es ist vermutlich ganz einfach, mich ins Bockshorn zu jagen; jahrzehntelang habe ich auch den Zinnober geglaubt, das Abstinenzgebot am Freitag sei aufgehoben und durch ein „auf die liebste Speise verzichten“ ersetzt.
Seit ich wieder in die richtige Messe gehe, knie ich wieder. Warum, so eines schönen Wintertages mein Gedanke, knie ich nicht während des Betens zu Hause. „Ich habe doch keine Kniebank, noch nicht einmal eine Fußbank“, gab ich mir sofort zur Antwort. „Na und“, erwiderte ich sofort, „auf diesen Luxus verzichte ich eben.“
Für diesen Gedanken hätte ich mir später gern eine runtergehauen. Ich begann also zu knien. Ein dicker Teppich ist schön weich, aber ein pater noster kann ganz schön lang sein. Besonders da ich um eine richtige Kniehaltung bemüht war. Gebückte Haltung beim knien? Was für ein Quatsch. Wenn ich nicht kerzengrade, Schultern nach hinten kniete, dann kippte ich um. Knien in gebückter Haltung ging gar nicht.
Nach dem pater noster kam die nächste Steigerung. Der Engel des Herrn. Ganz schön happig. Aufrecht den Oberkörper, Schultern nach hinten, den Kopf gerade. So ging es. Ich machte eine sensationelle Entdeckung. Während ich betete nahm ich eine Haltung ein, die meinen Dauerrücken- und Kopfschmerzen wenigstens zeitweise Linderung brachten. Sollte es möglich sein, dass …? Meine Knie schmerzten ziemlich.
Mittlerweile habe ich eine gewisse Übung. Die schwierige Haltung beherrsche ich; dieses indifferente pendeln um einen instabilen Schwerpunkt bereitet keine größeren Schwierigkeiten mehr. Meine Knie habe eine gewisse Toleranz entwickelt, meine Füße denken nach unbestimmter Zeit, das es besser sei, ein wenig zu schlafen. Ich merke es erst, wenn ich aufstehen möchte. Ein Geheimnis und ein Angelus halte ich spielend durch. Und doch … Manchmal stelle ich mir die Frage, warum während des Betens ich knie. Eine Antwort darauf weiß ich nicht. Es ist mehr eine Ahnung, dass diese Bethaltung genau die richtige ist. Als Mädchen habe ich auch gewusst, die Zeit zwischen Sanctus und Pater noster ist lang, da muss ich durch. Kniend.
Es ist richtig.