Dem Papsttum eine Lanze brechen

Nun könnte man „den Eindruck gewinnen, die gesamte Papstgeschichte sei eine Aneinanderreihung von Desastern. Dem ist entschieden zu wehren. Man möge mir in der ganzen Weltgeschichte eine Monarchie nennen, die in rund 2000 Jahren so viele hervorragende Köpfe hervorgebracht und nur relativ wenige Ausfälle zu verzeichnen hat!

Münster in Schwäbisch Gmünd
Eines der letzten gotischen Kirchen, das Münster in Schwäbisch Gmünd

Die ganze prinzipielle Größe und Zuverlässigkeit der kirchlichen Lehre beruht ohne Zweifel vor allem nicht zuletzt auf dem vom Gottmenschen selbst gestifteten Petrusamt. Trotz aller Schwächen seiner Inhaber kann man mit Fug und Recht sagen, daß ohne das Papsttum die Kirche schon längst in diverse Häresien und Schismata gefallen wäre, wie wir dies schmerzlich im Protestantismus, aber in weit geringerem Maße auch bei den orientalischen Christen beobachten müssen. Ja, man darf vermuten, daß die Kirche ohne den Dienst der Einheit schon längst zugrunde gegangen wäre.

Nicht ohne Grund hat der Heiland ja bekanntlich gesagt, daß er auf dem Felsen Petri seine Kirche aufbauen werde und die Pforten der Hölle sie nicht überwinden würden (Mt 16,18). Man möge also wie immer die katholische goldene Mitte halten: Weder ist die Bedeutung des Papstamtes, gleichsam per defectum, zu minimieren noch darf sie auf der anderen Seite per excessum überbewertet werden.

Dr. Heinz-Lothar Barth, Der Primat Petri, in Kirchliche Umschau, Mai 2020

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