1954 kam Kalle als Spätheimkehrer zurück. Am 4. 7. erreichte er endlich arm aber frei den Rosensteinpark.
Doch niemand war da. Also ging Kalle zu Bei Bernie, seiner früheren Stammkneipe und konnte zum ersten Mal in seinem Leben ein Fußballspiel im Fernsehen miterleben. Deutschland gegen Ungarn. Die die bis dahin unbesiegten Ungarn führten 1:0. Dann leitete Rahn den Ausgleich ein, dann schoss Rahn das Siegestor. „Tor, Tor, Tor“ . Kalle war nicht mehr zu halten.
Ab dieser Zeit war Kalle bei jedem Spiel seiner Deutschen Nationalmannschaft. Als die deutsche Firma Telefunken 1968 – das blamable Wimbledontor lag gerade zwei Jahre zurück – die Farbe erfand, da ließ Kalle sich Schwarz-Rot-Gold färben und war fortan das Deutschland-vor-Huhn, der deutsche Nationalvogel.
Kalle erlebte gute und schlechte Zeiten mit seiner Nationalmannschaft. Nach 1954 wurde er noch 1974 und 1990 Fußballweltmeister.
Doch zwischen ihm und der Nationalmannschaft knirschte es immer mehr. Bei der Weltmeisterschaft 2014, die Deutsche Nationalmannschaft wurde mit einem Hintern- und Nasenpopler noch einmal Weltmeister, legte Kalle ein letztes bravouröses Stück der Fan-Verehrung auf’s Parkett.
Der Argentinier-Tango „So geh‘n die Deutschen, die Deutschen gehen so“, ging viral durch die sozialen Netze. Für Kalle hatte die Deutsche Nationalmannschaft im Laufe der Jahre immer weiter an Wert verloren, waren seiner Meinung nach kaum noch echte Enthusiasten wie damals Rahn oder Seeler in der Mannschaft vertreten und so war der letzte Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte, die Nominierung zweier Türken, die öffentlich ihren türkischen Präsidenten huldigten.
Dass die Deutsche Nationalmannschaft nur noch die Mannschaft hieß, war ihm schon seit
2015 äußerst übel aufgestoßen.
Jetzt überlegt Kalle, wenn die sympathischen Isländer Weltmeister werden, ob er nicht auf seine alten Tage Island-vor-Huhn wird und sich entsprechend den isländischen Nationalfarben umfärben lässt.
Mit der Mannschaft aber hat er fertig.