Wie alles begann

Erinnerungsphoto - so bunt war es in der guten alten ZeitMeine Geschichte begann vor über fünfzehn Jahren. Ich wurde gekauft. Das ist nichts unge­wöhn­liches, denn Teddybären – und dazu zähle ich ei­gent­lich – werden nun einmal gekauft und dann, vielleicht, verschenkt. Gekauft hat mich meine spätere Annisekretärin, geschenkt wurde ich meiner späteren Freiburgsekretärin. Kinder, denen ich geschenkt werden sollte, habe ich nie zu Gesicht bekommen. Für einen Teddybären ist das eine seltsame Erfahrung. Unser ganzer Daseinszweck ist doch, für Kinder als Spielzeug herzuhalten und dann irgendwann einmal auf dem Müll zu landen.

In der Wohnung meiner Freiburgsekretärin waren ganz viele Kuscheltiere. Bären, Mäuse,  eine Tigerin und ein Affe. Alle saßen wie leblos auf ihren Plätzen und wirkten auf mich völlig teilnahmslos. Ich fand das unheimlich und so verhielt ich mich wie ein lebloses Kuscheltier. Aus den Augenwinkel heraus konnte ich beobachten, wie einzig der Affe einen etwas muntereren Eindruck machte.

Anni sollte ich heißen. Das gefiel mir. Anni ist ein schöner Name. Meine Freiburgsekretärin setzte mich auf’s Sofa, neben die Tigerin und zwei Bären, vis a vi dem Affen. Der Affe machte, wenn er sich nicht beobachtet fühlte, ständig dumme Faxen. Kniff die Maus, zauselte einen Bären und piesackte diesen und jenen Bären. Der Affe war mir sehr unsympathisch.

„Jetzt sind die beiden weg.  Kaffee trinken“, sagte plötzlich die Tigerin neben mir, „mein Name ist Jenny, neben mir sitzt Bingobongo, mein Freund …“ „Hallo Anni“, unterbrach Bingobongo freudestrahlend Jenny, „ich freue mich, dass Du hier bist.“

Weiter kam er nicht. Ein zorniger Blick von Jenny ließ ihn verstummen. Jenny nahm ihren Faden wieder auf, als ob nichts gewesen sei: „Neben Bingobongo, meinem Freund, schläft der Dicke. Er ist sehr umgänglich, sogar wenn er wach ist!“ Während sie das sagte, warf sie ihrem Freund Bingobongo einen strafenden Blick zu. Was dieser Blick bedeuten sollte, das wusste ich damals noch nicht, was mir aber sofort klar war, war dass der Dicke mir auf Anhieb sympathisch war.

„Der Affe dort drüben heißt Theo“, sprach Jenny weiter, „die Maus, die von ihm gepiesackt wird, heißt Felix, dann sind da noch Murlile, Kopje, Susanne, Mogli, Oskar, Alaska, Knuddel, Schlafmütz, Susi, Kuhnigunde und Herzju. Besonders helle scheinst Du nicht zu sein, Anni.“

Ohne im geringsten verärgert zu sein antwortete ich nur: „Der Affe geht mir auf die Nerven!“

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