Ein Alien! Ein Monster!

Ente

Es war nicht mehr mit anzusehen. Meine Annisekretärin hing seit einer Woche lustlos herum. Nichts konnte sie aufheitern, nichts erfreuen, nichts dazu bewegen, etwas sinnvolles zu machen; also für mich arbeiten.

„So geht das nicht weiter“, dachte ich und gab meiner Annisekretärin den Auftrag, die Bilder aus dem Rosensteinpark, es sind in diesem Jahr bisher ca. 7000 angefallen, zu verschlagworten. Eine gute Sekretärin weist den Bildern direkt beim Import auf den PC Schlagworte zu, sortiert die schlechten Bilder aus und erfreut sich an den Guten, aber meine Annisekretärin ist da anders. Ich muss mit ihr auskommen … und das ist auch gut so.

Bei dem Tempo meiner Annisekretärin konnte ich damit rechnen, dass sie die Bilder bis Ende des Jahres fertig bearbeitet hatte. Ich konnte mich also auf meinen Forschungsauftrag konzentrieren und alles über den „Geist des Konzils“ recherchieren.

„Da schau, so ein Geist ist der Geist des Konzils“, dachte ich gerade, als mich ein fürchterlicher Schreckenschrei fast vom Schreibtisch fegte. „Ein Alien! Ein Monster! Anni, guck!“.

Ente
Ein Alien erwacht

Ich schaute auf den Monitor. Tatsächlich. Eine riesige Flunder glotzte mich an. Ein breitgetretener Monsterfrosch mit gefährlich zusammengekniffenen Augen. Das war ein ungeheuerliches Ungeheuer. Meine Freiburgsekretärin hatte mutig und tapfer der Gefahr ins Auge gesehen und diese ausgeburt einer wässrigen Hölle fotografiert.

Ich konnte mir kaum noch ein Lachen verkneifen. So monströs die Erscheinung auch aussah: Bei näherem Hinsehen sah man, trotz der Unschärfe des Bildes, die Flügel eines Entenkükens, grausame Augen bildend, den Kopf der Ente tief im Wasser verschwunden.

Ein klasse Bild. Genau in dem Moment, in dem die Ente abtauchte, hatte meine Freiburgsekretärin den Auslöser betätigt. Der Sog des Wassers und die erste große Welle beim Eintauchen waren gut getroffen.

Ich überlegte, ob ich meine völlig verängstigte Annisekretärin aufklären sollte. Ich entschied mich dagegen. Vielleicht half ihr der Schreck ihre Dauertrübsal zu überwinden. „Ja“, hauchte ich also, „die Pforten der Hölle haben sich geöffnet.“

Ich stutzte. Ich brachte meine Worte mit dem gerade gelesenen, also dem Geist des Konzils, in Verbindung. Irgendwie passte es.

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