Die grausame Eifersucht des Herodes ist ein Musterbeispiel dafür, wohin eine heftige Leidenschaft den Menschen bringen kann.
Er fürchtete, dass der König, von dem die drei Weisen gesprochen hatten, ihm seinen Thron rauben könne. Als sie nicht zu ihm zurückkehrten, wuchs sein Argwohn noch mehr. Er befahl in seiner unerhörten Grausamkeit, in Bethlehem und in der ganzen Umgebung alle Knaben von zwei Jahren und darunter zu ermorden (Mt 2,12-16).
Welch schreckliche Folgen zeigen hier Eifersucht und Herrschsucht! Diese Leidenschaften machen denjenigen, den sie gefesselt halten, verzagt, misstrauisch, argwöhnisch und grausam. Sie brachten Herodes soweit, dass er den Mord am Messias beschloss. Das Blut zahlloser Unschuldiger Kinder schreit zu ihm auf.
Wenn auch nicht alle Leidenschaften diese schrecklichen Folgen haben, so gibt es doch keine unter ihnen, die nicht gefährlich wäre. Sie machen den Menschen durchweg böswillig. Sie setzen ihn der Gefahr aus, als ihr Sklave ewig zugrunde zu gehen.
Prüfen wir uns sorgfältig, ob nicht irgendeine Leidenschaft in uns herrscht, der wir die Oberhand über unsere Vernunft gestatten. Haben wir eine entdeckt, so lassen wir nicht nach, sie zu unterdrücken, bis wir sie vollkommen gemeistert haben.
In diesem Kampfe gegen uns selbst bedürfen wir vor allen Dingen Deiner Kraft, o Herr. Sie allein kann die Bande, die alte Gewohnheiten an uns geknüpft haben, zerreißen und uns wieder in Freiheit setzen. Allmächtiger und barmherziger Gott, durch die Verdienste Deines geliebten Sohnes, gib uns diese Gnade, damit wir, frei von dem Joche einer so harten und traurigen Knechtschaft, mit David singen können: „Du hast meine Bande zerrissen, deren der böse Feind sich bedienen wollte, mich in den Abgrund zu stürzen. Aus Dankbarkeit für eine so große Wohltat werde ich Dir ein Lobopfer darbringen und den Namen des Herrn anrufen“ (Ps 115,7-8).
Aus: P. Ludwig de Ponte, Meditationen zum gesamten Kirchenjahr.